­NEPHROScript: Interessante Einblicke und Vorteile in der Nephrologie

Nachfolgender Beitrag von Prim. Univ.-Prof. Dr. Marcus Säemann erschien 2017 in der Fachzeitschrift ­NEPHROScript als Vorwort und zeigt interessante Einblicke und Vorteile in der Nephrologie:

Wie so oft hat auch in der Nephrologie der Zufall als mächtiges Ereignis unerwartet zugeschlagen und bringt für PatientInnen möglicherweise kaum zu überschätzende Einblicke und Vorteile. So hat die Forderung der FDA nach Überprüfung der kardiovaskulären Sicherheit neuer Antidiabetika in der EMPA-REG-Studie dazu geführt, dass nicht nur die Gesamtmortalität sowie die kardiovaskulär bedingten Hospitalisierungen durch SGLT-2-Hemmung drastisch beeinflusst wurden, sondern dass auch die renalen Ereignisse, insbesondere die Progression einer chronischen Niereninsuffizienz – selbst unter weitgehend optimaler nephroprotektiver Begleittherapie – deutlich reduziert wurden. Damit wird in den kommenden Jahren sicher viel Spannendes für die nephrologische Community zu erwarten sein.

Weniger zufällig, aber dennoch überraschend sind die Ergebnisse der rezenten Arbeiten zur sog. Kontrastmittel-induzierten Nephropathie (KIN), beleuchtet von Dr. Johannes Werzowa, die dazu führen sollten, dass man besser von einer Kontrastmittel-assoziierten Nephropathie (KAN) sprechen sollte, da immer deutlicher wird, dass eine mögliche Nephrotoxizität von jodhältigen Kontrast­mitteln vermutlich weit überschätzt wurde. In Zusammenarbeit mit KollegInnen der Radiologie müssen daher rasch neue Empfehlungen erarbeitet werden, die zu einem entspannteren Umgang mit Kontrastmitteln bei niereninsuffizienten PatientInnen führen und damit auch einen flexibleren klinischen Alltag ermöglichen könnten.

Neben dem Auftrag von ­NEPHROScript, auch edukatorisch neue Therapiestandards auf aktuellem State-of-the-Art-Niveau zu ­bieten (Lupus-Nephritis von Dr. Veronika Machold, membranöse Nephropathie von Dr. Maarten Knechtelsdorfer sowie Vaskulitis von Dr. Isabella Exner), diskutieren weitere Artikel den eklatanten Mangel an guten Daten zur Antikoagulation bei Hämodialyse-PatientInnen (Dr. Oliver Königsbrügge & Prof. Cihan Ay) sowie innovative Überlegungen zu praxistauglichen und gleichzeitig genaueren Schätzungen der Albuminurie bei Niereninsuffizienz aus dem Spontanharn (Dr. Emina Sadikovic): Nach kritischer Rezeption eignen sich diese neuen Daten für uns NephrologInnen durchaus zur unmittelbaren Umsetzung in die tägliche individuelle ­klinische Praxis!

Eine weitere Analyse zum intravenösen Kalzimimetikum Etelcalcetid, die gerade im JAMA publiziert wurde, weist auf das große Potenzial dieses neuen, potenziell hochwirksamen Medikaments im CKD-MBD-Management hin (Dr. Livia Leherbauer).

Die Hepatitis C lässt sich mit neuen, hocheffektiven Substanzen auch bei praktisch allen niereninsuffizienten PatientInnen erfolgreich therapieren (Prof. Michael Gschwantler).
Die Lipidtherapie mit Statinen sollte gerade bei CKD einen fixen Platz haben, in den kommenden Jahren wird die hochselektive und potente Form der LDL-Cholesterin-Senkung mit PCSK9-Hemmung für CKD-PatientInnen eine sehr interessante Alternative sein (Dr. Gersina Rega-Kaun & Dr. Alfa Wenkstetten-Holub).

Nicht zuletzt müssen wir in der Nephrologie immer auch eine spezielle kardiale Mitbeteiligung abseits der klassischen koronaren Herzkrankheit im Auge behalten: Auch hier könnten moderne Innovationen wie die duale Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Hemmung, welche gerade über die Niere ihre Wirkung entfaltet, für CKD-PatientInnen beträchtliche Effekte zeigen (Dr. Peter Palkovits).